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Tagung: Henry George – Ökonomischer Wegweiser durch das 21. Jahrhundert

Mi 1.11.2017 um 14:00-18:30

 

1. November 2017, 14:00 – 18:30 Uhr, Berlin-Wedding
Veranstalter: Initiative „Grundsteuer: Zeitgemäß!“.
Unterstützer: Umwelt-Campus Birkenfeld, Stiftung Edith Maryon, VÖÖ.

Flyer

Am 29. Oktober 2017 jährt sich der Todestag des US-Ökonomen Henry George zum 120. mal. Henry George wurde verschiedentlich als der letzte große klassische Ökonom bezeichnet. Zugleich ist er einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Bodenreform-Theoretiker überhaupt. Die betreffende Denkschule wird auch „Geoklassik“ genannt. Das Hauptwerk von Henry George, „Fortschritt und Armut“, war seinerzeit über Dekaden hinweg eines der weltweit am meisten gelesenen Bücher und wurde schon bald in mehr als 15 Sprachen übersetzt.

Die Ausgangsfrage von Henry Georges Untersuchungen war, warum gerade in den sich entwickelnden Industriegesellschaften trotz eines enormen Anstiegs der Produktivität die Armut überhandnahm. Henry George nahm dabei in vielerlei Hinsicht die Ideen der französischen Physiokraten wieder auf, ging allerdings gedanklich weit über diese hinaus. Er
betrachtete – ähnlich wie die Physiokraten – Boden (incl. Natur) und Arbeit als die originären, und Kapital lediglich als einen abgeleiteten Produktionsfaktor. Damit steht sein Werk der neoklassischen Lehre diametral entgegen, welche die bis heute weitgehend „bodenlose“ Wirtschaftswissenschaft prägt. Obwohl Henry George das Privateigentum an Grund und Boden grundsätzlich ablehnte, wollte er es aus politisch-pragmatischen Gründen nicht abschaffen. Stattdessen sollte es über eine Besteuerung der Bodenerträge „entkernt“ werden. Noch mehr: Wie schon die Physiokraten wollte er mit seinem Vorschlag einer „Single Tax“ auf den Bodenertrag alle anderen Steuern ersetzen. Wenngleich die Mehrzahl der heutigen Ökonomen diesem Vorschlag in seiner Radikalität nicht folgen wollen, so besteht doch ein breites Einvernehmen über die Vorzüge einer Bodenwertsteuer gegenüber anderen, heute in den meisten Staaten dominierenden Steuerarten.

In Deutschland geriet das Werk von Henry George zwar weitgehend in Vergessenheit, doch hinterließ es bis heute v.a. in den angelsächsischen Ländern einen bleibenden Eindruck. Darüber hinaus beinhaltet insbesondere die ökonomische Verfassung der asiatischen „Tigerstaaten“ geoklassische Elemente. Allen voran zu nennen sind Hong Kong und Singapur, die ihre Staatseinnahmen zu einem großen Teil aus der Abschöpfung der Erträge und Werte des vornehmlich in staatlichem Eigentum liegenden Bodens bestreiten und im Gegenzug Steuern auf Arbeit und Kapital sowie den Verbrauch minimiert haben. So konnten sich diese Standorte innerhalb weniger Jahrzehnte von unbedeutenden Ansiedlungen zu Weltzentren von Handel und Finanzen entwickeln.

Anlässlich aktueller, globaler Herausforderungen – nachhaltige Ressourcennutzung, Verteilungs- und Chancengerechtigkeit, Gestaltung der Staatsfinanzen u.a.m. – vermag Henry Georges Theorie auch und gerade heute eine sinnvolle Orientierung zu geben. Derzeit besteht in Deutschland die historische Chance, über die anstehende Reform der Grundsteuer sein Gedankengut konkret umzusetzen und zum Wohle der Gemeinschaft nutzbar zu machen. Die Grundsteuer als Bodenwertsteuer würde u.a. zu einem steigenden Wohnraumangebot führen und
hätte eine dämpfende Wirkung auf Bodenpreise und Mieten.

Details

Datum:
Mi 1.11.2017
Zeit:
14:00-18:30
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