Eine Rezension von Prof. Dr. Dr. Helge Peukert über das Buch von John Komlos: Ökonomisches Denken nach dem Crash: Einführung in eine realitätsbasierte Volkswirtschaftslehre Metropolis Verlag, 2015.
„Insgesamt stellt das Buch einen angenehm zu lesenden, komplementären Kontrapunkt zu üblichen Lehrbüchern dar. Es ist, im Begriff des Autors ausgedrückt, beste Alltagsökonomie, die sich den Realitäten – auch denen der Finanzkrise und danach – stellt. Der Autor bringt viele Beispiele, er argumentiert undogmatisch und nicht strikt von einer festgefahrenen Schulrichtung aus. Er geht nicht in die tieferen theoretischen Niederungen methodologischer oder modelltheoretischer Ansätze ein, bietet dafür aber ein reichhaltiges Literaturarsenal zur Vertiefung in den Fußnoten. Man kann John Komlos für dieses Geschenk an heutige Studierende nur danken und es nicht nur ihnen sehr empfehlen.“
Studenten mühen sich zumeist mit Lehrbüchern ab, die nicht gerade mitreißen (siehe z.B. Mankiw und Taylor 2012) und darüber hinaus zahlreiche äußerst fragwürdige (neoklassische) Schlagseiten bis hin zu sachlichen Fehlern aufweisen (Beispiele finden sich in Peukert 2015). Auch erstklassige heterodoxe Anti-Lehrbücher (z.B. Hill und Myatt 2010) kommen fast immer etwas spröde daher und bieten zwar Erkenntnisse, verbreiten aber nicht unbedingt Leselust. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Buch von Komlos von anderen heterodoxen Einführungen. Seine “realitätsbasierte Volkswirtschaftslehre”, um die es nach dem deutschen Untertitel geht, erfrischt durch eine breite Literaturrezeption und den Einbezug vielfältiger historischer, psychologischer und sozioökonomischer Aspekte. Dem US-amerikanischen Wirtschaftshistoriker und Ökonom, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 an der LMU in München lehrte, ist eine farbenprächtige Einführung gelungen, deren sprachlich gelungene Übersetzung (von wenigen Ausnahmen abgesehen) sehr zu begrüßen ist. Der englische Titel trifft den Inhalt des Buches etwas besser, wenngleich eine seiner Stärken tatsächlich in der vielfältigen Berücksichtigung der Ursachen und eigentlich nötigen Konsequenzen für Theorie und Praxis aus der Finanzkrise liegt. Gerne hätte man in einem kurzen Vorwort erfahren, inwiefern der Übersetzer eine Überarbeitung des englischen Originals vornahm. Der Rezensent entdeckte als einzigen Unterschied das etwas bedauerliche Entfallen der Diskussionsfragen.
Die Marschrichtung des Buches wird gleich im ersten Satz angedeutet: “Die jüngste Finanzkrise hat erneut deutlich bewiesen, wie leicht unregulierte Märkte Volkswirtschaften ins Chaos stürzen können. Trotzdem bleiben die volkswirtschaftlichen Lehr- und Fachbücher sowie Vorlesungen so gut wie unverändert” (S. 13). Der Autor erläutert sodann sein Credo eines progressiven, demokratischen und humanitären Ansatzes, dem es um Lebenszufriedenheit, einen freundlicheren Kapitalismus und eine demokratischere Gesellschaft, um ein “nachhaltiges, würdevolles, kreatives, sicheres, friedliches, zufriedenes und genussvolles Leben” (S. 25) geht. Gegen die Welt der Modelle möchte er eine empirisch gesättigte Volkswirtschaftslehre, die Erfassung der “real existierende[n] Wirtschaft” (S. 33) setzen. Man mag diese Selbstverortung zunächst für etwas allgemein halten, aber in den Fußnoten insbesondere (aber nicht nur) des ersten Kapitels finden nicht nur Studierende wertvolle Literaturhinweise von Marglin über Frank und Sen bis hin zu Feynman.
Kapitel 2 trägt die Überschrift “Märkte sind weder allwissend noch allmächtig”. Komlos unterstreicht, dass sie geschaffene Institutionen sind und daher geformt und reformiert werden können und müssen, z.B. hinsichtlich der Verteilung. Zu den Nachteilen “freier” Märkte rechnet er Arbeitslosigkeit und Armut und ein schlechtes Bildungssystem, was er am amerikanischen Beispiel erläutert. “Die Politik sollte daher nicht ständig verunglimpft werden. Stattdessen sollten wir betonen, dass die Märkte ohne ausreichende Gesetze und entsprechende Institutionen, die zum größten Teil vom Staat erschaffen werden, überhaupt nicht funktionieren würden” (S. 45). Das Kapitel endet mit einem kurzen Abschnitt zur Ideologie. Der Autor kann sich hier nicht recht entscheiden, ob die vorherrschende Neoklassik ideologiebehaftet ist und sie mit einer Empirie gesättigten Volkswirtschafslehre überwunden werden soll, oder ob nicht jede Wirtschaftswissenschaft erster Annahmen bedarf. Auch ist etwas unklar, ob es eines Paradigmenwechsels bedarf, oder ob die Erfassung der Realität komplementär und multiparadigmatisch erfolgen soll, sodass postkeynesianische, feministische, marxistische, österreichische u.a. Ansätze koexistieren können. Unabhängig davon bieten die ersten beiden Kapitel des Buches einen gut lesbaren Kontrapunkt zu den ersten beiden Kapiteln in Mankiw und Taylor (2012), in denen das hohe Lied des Marktes gesungen wird.
Kapitel 3 über “Die Natur der Nachfrage” ist kurz und gut geschrieben, da der Autor sich auf wesentliche Schwachpunkte der vorherrschenden Lehrkonzepte konzentriert und wie im ganzen Buch flüssig vorträgt. Er weist auf die Tatsache hin, dass unsere Bedürfnisse nicht exogen vorgegeben, sondern kulturell konstruiert und von zum Teil unbewussten Emotionen und Wünschen beeinflusst sind. Viel zu wenig werde zwischen Grundbedürfnissen und Komfort oder Luxus unterschieden, zu denen uns die Werbebranche anhalte. Indifferenzkurven seien wenig realistisch, u.a. da sie den Endowmenteffekt ausklammern. “Die wirkliche Knappheit besteht für Dinge wie stressfreie Freizeit mit unseren Familien und Freunden, menschenwürdige Arbeitsplätze, Vertrauen, Respekt, füreinander und öffentliche Güter wie gute Schulen und Sicherheit” (S. 60).
Das längere Kapitel 4 fragt: “Gibt es rationale Entscheidungsträger?”. Die Grundeinsicht des Kapitels lautet, “(u)nser Hirn, unsere Hormone, unsere Gene, unser Nervensystem – diese alle verhindern rationale Entscheidungen” (S. 76). Eine Annahme der Neoklassik wird in diesem Kapitel besonders beleuchtet: Die Unterstellung rationaler Marktakteure. Man könnte hier fragen, inwiefern nicht auch der Mainstream die (Teil)Ergebnisse von Behavioral Finance und den Verhaltenswissenschaften sowie der Neuroökonomie bereits verarbeitet hat. Das Kapitel gibt auf jeden Fall einen gut informierten, wieder flüssig geschriebenen, mit viel Literatur und Beispielen untermauerten Überblick über Satisficing, Intuition, Heuristiken, Framing, kognitive Dissonanzverringerung usw. In der Kapitelzusammenfassung weist der Autor auf wirtschaftspolitische Konsequenzen dieser weitverbreiteten Verhaltensweisen hin: da die Konsumenten keine rationale Übermenschen seien, bedürfe es öfters der Hilfe und des Schutzes durch neutrale Institutionen bei ihren Konsumentscheidungen.
Kapitel 5 vertieft die Kritik der neoklassischen Konsumtheorie, indem zunächst auf den Einfluss und die Macht von Unternehmen eingegangen wird, denn ”Unternehmen verwenden viel Energie und Geld darauf, unsere Kultur und unsere Denkweise zu beeinflussen, die die Grundlage unserer Nutzenfunktion bilden” (S. 109). Viele interessante Manipulationsbeispiele und Ergebnisse der Kulturpsychologie werden ausgeführt und unter dem Stichwort Interdependenz als Nullsummenspiel erläutert, u.a. das Veblensche Statusstreben. Neben unvollständigen Informationen, Signaling usw. wird unter dem Stichwort “Gesellschaft” zutreffend auf die Tatsache der Nachahmung hingewiesen, da die überwiegende Mehrzahl der Menschen zwecks Anerkennung und aus Angst vor Ausstoßung die vorherrschenden, grundlegenden Einstellungen, Sitten und Verhaltensformen übernimmt. Komlos schöpft auch hier aus einem reichen Literaturfundus, sodass die Lektüre nie langweilig wird und er den Anspruch einlöst, Wirtschaftswissenschaften als umfassende Sozialwissenschaft nicht nur zu deklamieren, sondern auch zu praktizieren.
Im dritten Teil geht er dann auf die Produktion in der realen Welt ein. Kapitel 6 kritisiert die Illusion des vollkommenen Wettbewerbs, der Studenten allzu oft als Primärmodell angeboten werde. Neben adverser Selektion, technologischem Wandel und der Komplexität dynamischer Preisfindungsprozesse wird anhand zahlreicher plastischer Beispiele gezeigt, dass die “Konzentration der Produktion … [auch] eine Konzentration von Macht [ist], die es erlaubt, Preise und Löhne festzulegen, oder zumindest massiv zu beeinflussen, die Konsumenten zu manipulieren und Einfluss auf die politischen Prozesse zu nehmen, sodass die Unternehmen weitere Marktmacht anhäufen können. Wettbewerb zwischen Oligopolisten und monopolistischer Konkurrenz haben vollkommen andere Konsequenzen für die Marktergebnisse als Wettbewerb zwischen Preisnehmern” (S. 153).
Kapitel 7 befasst sich mit den Erträgen der Produktionsfaktoren. Zunächst wird auf die große Rolle der immateriellen Produktionsfaktoren (z.B. das Rechtssystem) und kultureller Eigenschaften wie Vertrauen hingewiesen, die nicht über Märkte entstehen. Bei den natürlichen Ressourcen meint der Autor, man wisse nicht, ob der technische Fortschritt die Rettung der Biosphäre ermögliche, aber man solle es bei einer solch wichtigen Frage nicht darauf ankommen lassen. Dann geht Komlos auf den zentralen Punkt des Kapitels, die Grenzproduktivitätstheorie der Entlohnung ein. Er zeigt, dass seit 1970 in den USA keine Reallohnsteigerung für die Mehrheit der Arbeitnehmer mehr stattgefunden habe. Anhand eines reichhaltigen Zahlenmaterials stellt er gut begründet die Grenzproduktivitätstheorie in Frage und zeigt am Beispiel der Entlohnung der Finanzmarktakteure und der Politik der American Medical Association, wie es zur fortschreitenden Einkommensschere kam. Man fragt sich in diesem Kapitel, worin denn die Überarbeitung des Übersetzers wohl bestanden haben möge, da leider auch in der Übersetzung fast nur Zahlen aus den USA angeführt werden.
Kapitel 8 führt eine breite Palette an Argumenten für die Regulierung der Märkte an, die oft mit Marktunvollkommenheiten zu begründen sind, die Komlos als die Achillesfersen der Märkte bezeichnet. Er bringt das Principal Agent-Problem, Moral Hazard, opportunistisches Verhalten, den Einfluss von Interessengruppen, asymmetrische Informationen, Pfadabhängigkeiten und das Fehlen von Standardfestlegungen etwa im Umweltbereich als Beispiele für die Grenzen der spontanen Marktsteuerung. Natürlich sind all diese Aspekte aus der Mainstreamliteratur weitgehend bekannt, aber Komlos gelingt es, durch Beispiele aus der Finanzkrise den Konzepten einen sehr reformrelevanten und radikalen Schliff zu geben, der dem Titel der deutschen Übersetzung entspricht. Auch bietet der Autor recht gelungene veranschaulichende Abbildungen (z.B. auf Seite 220).
Kapitel 9 befasst sich mit angewandter Mikroökonomie in der realen Welt, es handelt sich hier um eine Kritik üblicher mikroökonomischer Argumentationsmuster. Komlos nimmt sich die Themen Mindestlohn, Preiskontrollen, Gewerkschaften, Diskriminierung, Umverteilung, Armut und Glück sowie Wachstum vor. Beim Mindestlohn weist er auf das Monopson und die sich daraus ergebende eventuelle Sondersituation (höhere Löhne und höhere Beschäftigung) und auf die Realität der Oligopole hin, die auch die Rolle der Gewerkschaften positiver als in üblichen Lehrbüchern erscheinen lässt, da sie Galbraithsche Gegenmacht ausüben sollten.
Teil vier geht auf die Vogelperspektive der Makroökonomie über. In einem kurzen Kapitel wird ein (dogmengeschichtlicher) Überblick über die makroökonomische Debatte in der Nachkriegszeit gegeben, beginnend mit Keynes, “dem Retter”. Natürlich kann dessen Ansatz auf vier Seiten nicht wirklich angemessen zusammengefasst werden und auch mag die Deflation eine etwas zu starke Rolle in Komlos Skizze spielen. Aber es gelingt ihm, unverkrampft dessen zentrale Botschaften und Überlegungen (Unterbeschäftigungsgleichgewicht, Liquiditätspräferenz, Herdenverhalten, Multiplikatoreffekte usw.) auch aus dem Diskussionskontext in und nach der Weltwirtschaftskrise zu erläutern. Notwendig gedrungen fällt auch der Umriss der neoklassischen Synthese und der monetaristischen Gegenrevolution aus. Die Stärke der Darlegung besteht aber darin, dass die zugrunde liegenden wirtschaftspolitischen Streitpunkte klar hervorgehoben werden, z.B., dass Friedman bei Keynes u.a. die zu starke Rolle des Staates, der Einfluss der Geldpolitik und die Kritik der Annahme des Rationalverhaltens aufstieß. Gegen Ende des Kapitels verortet Komlos eine von ihm so bezeichnete makroökonomische Politiklücke, da aufgrund der Annahmen repräsentativer Agenten, der Real-Business-Cycle-Ansätze usw. selbst Nobelpreisträger (zitiert werden Christopher Sims und Thomas Sargeant) zur Finanzkrise kaum etwas Vernünftiges zu sagen hatten. Am Ende des Kapitels wird u.a. der deutsche und schweizerische Kapitalismus als Ideenlieferant für eine neue Form des Keynesianismus erwähnt, da sie sich durch Fleiß, Sparsamkeit, Disziplin usw. auszeichnen. Dieses – auch im englischen Original anzutreffende – Resümee überrascht etwas. Man fragt sich, was diese “Tugenden” mit den eigentlichen keynesianischen Inspirationen zu tun haben mögen.
Beim nächsten Kapitel über makroökonomische Aggregate und Variablen geht es um das BIP, die Arbeitslosigkeit und das Wirtschaftswachstum aus kritischer Perspektive. So hält der Autor eine gerechtere Verteilung für geboten und kritisiert die ungleiche Verteilung der Einkommen und Vermögen.
Kapitel 12 thematisiert die Rolle des Staates. “Im Grunde sind wir der Staat, und in einem demokratischen Gemeinwesen haben die Menschen und nicht die Märkte die ultimative legitime Macht” (S. 301). Die Geldpolitik, die Beeinflussung von Löhnen, Ersparnissen und Steuern werden mit treffenden Beispielen diskutiert. Die Meinung des Verfassers steht außer Frage, wenn er z.B. erwähnt, dass sich Länder mit hohem Steuersatz in der Regel an der Spitze der Umfragen über Lebensqualität befinden. Die über Jahrzehnte praktizierte antizyklische Fiskalpolitik wurde nicht im Sinne Keynes praktiziert, der keine langfristige Verschuldung vorgeschlagen, sondern Ausgabeneinschränkungen in Aufschwungphasen vorgesehen habe (aber wie steht es mit seiner Forderung einer “somehow socialization of investment”?). Eine solche Einschränkung wäre aber nicht zuletzt dank des Drucks der profitierenden Interessengruppen nicht vorgenommen worden. Eine Lösung des Problems gibt Komlos nicht.
Auch das Kapitel über offene Volkswirtschaften trägt eine klare Handschrift. Die Annahmen des Theorems der komparativen Kostenvorteile werden verständlich aufgeführt, bei den behaupteten Wohlfahrtseffekten von Zöllen darauf hingewiesen, das nun plötzlich doch interpersonale Nutzenvergleiche angestellt werden. Das Erziehungszollargument und die Resultate der Neuen Außenhandelstheorie werden ins Feld geführt und schließlich ein Vorschlag W. Buffetts zur Überwindung von Außenhandelsungleichgewichten unterbreitet: die Ausgabe von Importzertifikaten an Exporteure, die Importeure für Importe erwerben müssen. Beim kurzen Kapitel über (Umwelt)Externalitäten nimmt Komlos kein Blatt vor den Mund und stellt sich weitgehend auf die Seite der Degrowth-Bewegung.
Erfrischend offensiv behandelt er zu Ende des Buches die Finanzkrise, deren wesentliche Ursachenelemente er ungeschminkt und unverkrampft auflistet, von Laufzeitinkongruenzen bei der Kreditvergabe der Banken als Instabilitätsfaktor, zu den Schwächen der Black-Scholes-Formel, den frühen Warnungen die niemand hören wollte, der Rolle von Erwartungen und Unsicherheit usw. Das Minsky-Modell, das hohe Leverage der Banken und die verfehlte Politik der Rettungsschirme werden dargelegt. Eine vorläufige Verstaatlichung und Ausmistung der Banken, eine Umstrukturierung der Hypotheken zur Vermeidung breitflächiger Zwangsräumungen und die Wiedereinführung eines Glass-Steagall-Gesetzes hätten Obama zu einem heldenhaften Präsidenten werden lassen können. Überraschend führt Komlos die tatsächlich verfolgte Politik auf die vorherrschende Kultur des Hedonismus nach Daniel Bell zurück. Das Kapitel hebt sich dennoch wohltuend von Kapitel 37 zur Finanzkrise bei Mankiw und Taylor 2012 ab (siehe zur Kritik ihres Lehrbuches Peukert 2015).
Das abschließende Kapitel 16 fordert den Leser auf, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Es wird noch einmal unterstrichen, dass Märkte in der realen Welt dazu neigen, ineffizient und instabil zu sein und wirtschaftliche Ungleichheit zu vergrößern. “Ohne angemessene Kontrolle und Struktur führen reale Märkte zu enttäuschenden, oft chaotischen und für die Gesellschaft potenziell gefährlichen Ergebnissen” (S. 369). Marktversagen sei nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Ergebnisse der Forschungen Simons (Satisfizierung), Sens (Wohlfahrtsökonomie), Akerlofs (asymmetrische Informationen), Spences (Signaling), Kahmemans (begrenzte Rationalität) und weitere Erkenntnisse zur Gestaltungsbedürftigkeit der Märkte müssten den Studenten bereits zu Anfang des Studiums nahegebracht werden.
Insgesamt stellt das Buch einen angenehm zu lesenden, komplementären Kontrapunkt zu üblichen Lehrbüchern dar. Es ist, im Begriff des Autors ausgedrückt, beste Alltagsökonomie, die sich den Realitäten – auch denen der Finanzkrise und danach – stellt. Der Autor bringt viele Beispiele, er argumentiert undogmatisch und nicht strikt von einer festgefahrenen Schulrichtung aus. Er geht nicht in die tieferen theoretischen Niederungen methodologischer oder modelltheoretischer Ansätze ein, bietet dafür aber ein reichhaltiges Literaturarsenal zur Vertiefung in den Fußnoten. Man kann John Komlos für dieses Geschenk an heutige Studierende nur danken und es nicht nur ihnen sehr empfehlen.
Hill, R. und Myatt, T. The economics anti-textbook. Black Point: Fernwood Pub, 2010.
Mankiw, N.G. und Taylor, M.P. Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 5., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2012.
Peukert, H. Gregory Mankiws und Mark Taylors „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“: Die (Nicht-)Auswirkungen der Finanzkrise auf ein Lehrbuch der Volkswirtschaftslehre, Mimeo, 2015.