Bedeutung des Bodenwerts

Unser nächster Gast in der Reihe Bausteine einer Neuen Geldordnung ist:

David KapferDavid Kapfer: Wirtschaftsingenieur und Studium der politischen Wissenschaften, Gastwissenschaftler am Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change.

Er hat durch langjährige Befassung etliche Facetten der Geldreform-Bewegung kennen gelernt (Zeitgeld, Regionalgeld, Vollgeld, Schwundgeld, Zinskritik), hat sich mit der Begründung und Finanzierung von Grundsicherungsmodellen befasst (ökologisches Grundeinkommen (GE), bedingungsloses GE, ressourcenbasiertes GE, einkommensteuerbasiertes GE) und forscht derzeit zur Auswirkung verschiedener Steuerformen auf die Bodenwert- und –nutzungsentwicklung (Einkommenssteuern auf Arbeit, Mehrwertsteuern, Gewerbesteuern, Transaktionssteuern, Vermögenssteuern, ökolog. Verbrauchssteuern).

Sein Ziel ist es nicht, einen Lösungskatalog für alle Probleme zu präsentieren, sondern für die Interdependenz der verschiedenen Themenkreise zu sensibilisieren und dazu weiterführende Forschungsansätze und -perspektiven aufzuzeigen.

Ausgehend von der Perspektive der Bodenwert- und -nutzungsentwicklung und der Bedeutung des Bodenwerts für diverse gesellschaftliche Themenkreise wollen wir mit Ihnen folgende Fragen diskutieren, die in die Themenkreise Geldordnung, Steuerordnung und Grundsicherungssystem fallen:

  • sind die Ansätze des ökonomischen Mainstreams hinreichend, um zu erklären, wie sich die gegenwärtig dominierende Geld- und Fiskalpolitik (Quantitative Easing, Nullzinspolitik, fiskalische Austerität) verteilungspolitisch und ökonomisch auswirkt?
  • Was ist die Bedeutung von Boden- oder Standortwerten dazu und wie wirkt sich die Verknappung verfügbaren Bodens durch die Roadmap2050 aus ?
  • Ist eine Mitpreisbremse eine adäquate Antwort ?
  • Wie müsste ein Vollgeld aus der Perspektive der Bodenwertforschung beschaffen sein?
  • Wie lösen wir das Staatsverschuldungsproblem? Mittels höherer Einkommens- oder Mehrwertsteuern und härterer Strafen für Steuervermeidung (Modell Griechenland)?
  • Oder sind Transaktionssteuern wie die Tobin-Steuer und Grunderwerbssteuern eine Lösung?
  • Oder durch intelligente Verknüpfung von jährlichen Vermögenssteuern durch Staatsinvestition geschaffenen Werten (z.B. Standortwerte) und ökologischen Pigou-Verbrauchssteuern mit einem privaten Konsum und Investitionen förderndem Grundeinkommen?
  • Was gibt es für Ansätze dieses zu finanzieren und zu gestalten und wie wirken sie aus ökonomischer Perspektive?

Es gibt viel zu Diskutieren … gehen wir es an !

( Eintritt frei — Spenden erbeten )

Ein Kommentar

  1. Der sehr lesenswerte Beitrag seltlt kurz sehr vieles klar bezfcglich der Funktionsweise des heutigen Geldsystems und der Vorteile eines Vollgeldes. Ein Vollgeldsystem seltlt bestimmt ein wesentlicher Fortschritt dar bezfcglich Geldversorgung der Gesellschaft.Das heutige Geldsystem wirkt aber einen viel ste4rkeren Wachstumszwang aus, als aus dem Beitrag hervorgeht. Nun fragt sich, wie weit die These des zinsbedingten Wachstumszwangs wirklich zutrifft. Geldmengenausweitung alleine erzwingt noch kein Wachstum, ermf6glicht es aber. Soweit Wachstum ausbleibt, folgt Inflation. Der letzte Satz ist der springende Punkt. Wenn Wachstum ausbleibt, folgt eher nicht Inflation, sondern viel wahrscheinlicher eine Deflation. Wenn auf fehlendem Wachstum Inflation folgen wfcrde, dann we4re tatse4chlich der Geldsystem bedingte Wachstumszwang von me4ssiger Bedeutung. Wenn aber fehlendes Wachstum eine Deflation auslf6st, hat dies schwerwiegende soziof6konomische Folgen. Dergestalt, dass dieser Zustand der Deflation geffcrchtet und unbedingt gemieden wird. Dies bedeutet aber, dass an einem Wachstum zwanghaft festgehalten werden muss. Das Problem ist weniger die Inflation, sondern dass zwischen Wachstum und deflatione4rer Schrumpfung ein Mittelweg kaum mf6glich ist. Dieser fehlende Mittelweg hat seine Ursache im Zinssystem bzw. in einer Zinsskala, welche bei null beginnt. Bei ungenfcgendem Wachstum sinkt der Anreiz, Geld zu investieren und die Mf6glichkeiten von Unternehmen sinken, sich zu den geforderten Zinsse4tzen zu verschulden. Letztlich nimmt das Halten von Liquidite4t, das Geldhorten, an Attraktivite4t zu, was eine deflatione4re Abwe4rtsspirale auszulf6sen vermag. Die Mittel, welche heute zur Verhinderung einer Deflation eingesetzt werden, ffchren allesamt zu schwerwiegenden Verwerfungen, wenn die Wirtschaft nicht genfcgend rasch anspringt. Sowohl Geldmengenausweitung als auch Staatausgaben auf Pump lassen sich nicht ohne schwere Folgen unbegrenzt weiterffchren. Es muss auf mf6glichst baldiges Wachstum gehofft werden. Nur Wachstum vermag die Gesellschaft vor dieser misslichen Lage zu befreien.Zu erwe4hnen ist noch ein weiterer Aspekt der Zinsproblematik, welcher Punkt 4. im obigen Beitrag betrifft: laufende Arbeitseinkommen und vorhandene Vermf6gen umverteilen von den Schuldnern zu den Gle4ubigern. Bei ungleicher Vermf6gensverteilung sammelt sich rasch immer mehr Kaufkraft bei den Vermf6genden, we4hrend sie bei den Erwerbste4tigen abnimmt. Die Erwerbste4tigen mfcssen immer mehr Gfcter produzieren, welche sie mit ihrer Kaufkraft nicht kaufen kf6nnen, da damit die Kapitalertre4ge finanziert werden mfcssen. Aber bei den Empfe4nger der Kapitalertre4ge nimmt das Anlagebedfcrfnis viel ste4rker zu als das Konsumbedfcrfnis. Wer Kauft nun aber die Gfcter, welche die Erwerbste4tigen immer mehr produzieren mfcssen ohne sie kaufen zu kf6nnen? Wenn der Markt nicht gere4umt wird, folgt eine deflatione4re Abwe4rtsspirale. Um dies zu verhindern bestehen drei Mf6glichkeiten: der private Konsum auf Pump, der Staat hilft auf Pump den Markt zu re4umen oder die Unternehmen investieren immer mehr (= Punkt 1 im obigen Beitrag). Letzteres bedeutet, die Unternehmen geben in der Investitionsphase mehr aus, als sie einnehmen um spe4ter mehr einzunehmen. Daffcr mfcssen sich aber Unternehmen wieder mehr verschulden usw. Ein Kettenbriefsystem, wie im Beitrag erwe4hnt. Langfristig, ohne Staatsverschuldung und inflatione4re Geldmengenausweitung, kann das heutige Geldsystem aber nur so funktionieren: in dem Unternehmen sich immer mehr verschulden und immer mehr produzieren um immer hf6here Kapitalertre4ge abliefern zu kf6nnen. Es ist an der Zeit, dass dieser Wahnsinn in aller Deutlichkeit erkannt wird. Punkt 2 bis 3 zur Finanzierung der Zinsen ermf6glichen nur Zeit zu gewinnen. Nur Punkt 1 kann, gebe es keine Wachstumsgrenzen (!), wirklich langfristig funktionieren. Aus obigen Ausffchrungen geht hervor, dass die Zinsproblematik viel dramatischere Auswirkungen hat als im obigen Beitrag dargestellt, insbesondere da die Problematik der Deflation nicht in Betracht gezogen wird. Und hier sehe ich auch das grf6sste Defizit einer Vollgeldreform, dass sie kein optimales Instrument liefert, um eine Deflation zu verhindern oder zu beke4mpfen. In idealer Weise liesse sich in einem Vollgeldsystem eine Umlaufsicherung einffchren. Eine Umlaufsicherung ist das fcberzeugendste geldpolitische Mittel gegen eine Deflation.Die Einffchrung einer Umlaufsicherung muss allerdings nicht zu Beginn einer Vollgeldreform erfolgen. Zuerst kf6nnen mit dem Vollgeld Erfahrungen gesammelt werden, kann sich das System einspielen . Es wird aber zwangsle4ufig der Punkt kommen, an dem die Monetative vor der Wahl gestellt sein wird, entweder die Geldmenge zu erhf6hen und zwar fcber dem Mass, welches das Wirtschaftswachstum erlauben wfcrde oder eine Deflation in Kauf zu nehmen. Die Monetative wird nicht umhin kommen, das Schneeballsystem mit immer mehr frischem Geld zu alimentieren, soll keine Deflation stattfinden.Es ist aber anzunehmen, dass eine Monetative dieses Dilemma viel frfcher erkennen wird und viel eher zur Erkenntnis gelangen wird, dass eine Geldumlaufsicherung ein notwendiges Instrument der Geldpolitik sein muss, um ein Geldsystem zu haben, welches ohne Wachstumszwang, ohne Inflationierung und ohne Deflation auskommt.Eine weitere Mf6glichkeit ist allerdings, dass die Monetative sich weigert, die Geldmenge fcbe die Wachstumsrate wachsen zu lassen und eine Deflation stattfinden le4sst. Dies, als selbstbereinigenden Prozess. Nur mfcsste die Monetative dann konsequenter Weise die Geldmenge auch reduzieren, so wie die Wirtschaft schrumpft. Dies wfcrde sie aber politisch nicht fcberleben. Sie wird deshalb von ihrem Ziel wegkommen, die Geldmenge stets im Verhe4ltnis zur Wirtschaftsleistung gleich zu halten – sofern sie keine Umlaufsicherung einffchrt. Damit le4sst sich die Geldmenge ohne Inflations- und Deflationsgefahr knapp halten und unnf6tige Krisen bzw. Korrekturen, weil Zinssystem bedingt, werden ausbleiben.Es wfcrde hier zu weit ffchren darauf einzugehen, was eine Umlaufsicherung bedeutet. Ne4mlich, dass dadurch letztlich die Ersparnisbildung begrenzt wird wobei gilt (bei einem Nullwachstum): Hf6he der Ersatzinvestition = Summe der mf6glichen verlustfreien Ersparnisse. Es wird also keine illusione4re Ersparnisbildung mehr mf6glich sein. Wfcrde mehr gespart, als Unternehmen an Krediten aufnehmen kf6nnen, wfcrden auf Ersparnisse im Schnitt negative Kapitalertre4ge resultieren. Die Konsequenzen einer Umlaufsicherung und strikter Geldmengenkontrolle einmal durchzurechnen, ist ein spannendes Unterfangen und zeigt modellhaft eine d6konomie, welche heute Selbstverste4ndliches – dass z.B. sparen immer gut und grenzenlos mf6glich sei, auf den Kopf seltlt. Es ist, wie wenn man in einem Schneeballsystem drinnen steckt und realisiert, dass die versprochenen Gewinne reine Fiktion sind und letztlich nur die eigene Arbeit wertschf6pfend ist. Aber damit liesse sich ffcr eine fcberwiegende Mehrheit, welche nichts als die negativen Folgen hat vom heutigen Geld- und Zinssystem, besser leben als heute.

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