von Jan Neynaber Diplom Kaufmann | MagPol | CEFA | HPPsych.
Früher waren Börsenplätze im Besitz der Banken und Bundesländer. Sogenannte Regionalbörsen. Sinn der Börse: Zur Verfügungstellung eines liquiden Handelsplatzes. Dazu hinterlegen alle an der Börse Handelnden ein Pfand als Sicherheit, womit sie als sichere Handelskontrahenten zugelassen wurden. Die Börse dient der Preis- und Mengenfestsetzung, sowie der Zusammenführung von Angebot und Nachfrage. Für diese Dienstleistung hatten die Handelsteilnehmer eine Kommission zu entrichten. Die Handelsteilnehmer wiederum stellten Ihren Endkunden eine Kommission in Rechnung. Sehr transparent und einfach. In den 90er Jahren verkauften die Banken Ihre Anteile, denn Sie waren stark und konnten die Liquidität selbst zur Verfügung stellen. Immer komplizierte Produkte entstanden, die die Banken untereinander handelten. Im Aktienhandel wurde auch viel unter Umgehung der Börsen gehandelt, denn es sparte die Börsenkommission. Die Banken beschwerten sich über die Monopolstellung der Börsen. Die EU ließ die Gründung privater Börsen zu. Die Investmentbanken gründeten eigene computergestützte Börsen mit dem Namen Bats, Turquoise oder Chi-X. Bis zu 25% der Börsenumsätze in deutschen Aktien laufen über diese alternativen Plattformen. Die neuen Börsenplätze brüsten sich mit ihren Umsätzen und die Banken wollten diese Umsätze, um zu zeigen, dass ein alternativer Handel möglich ist. Leider handelt es sich bei diesen Umsätzen fast ausschließlich um „uninteressiertes“ Handelsgeschäft OHNE wirkliches Kaufs- oder Verkaufsinteresse. Es handelt sich um computer getriebenes milisekunden Algorythmus Geschäft, welches die Banken und die ihnen angeschlossenen Schnellhändler betreiben. Das Argument der Banken: Es würde dem Markt Liquidität (also mehr gehandelte Aktienstücke) zur Verfügung gestellt.Pikanterweise fällt der Xetra Handel, also der offizielle Handel von Zeit zu Zeit aus technischen Gründen für einige Stunden aus. „Macht nix“, mag man sich denken, dann findet der Handel auf den anderen Plattformen statt. Weit gefehlt. Bei 3 Ausfällen haben die alternativen Plattformen nur 3% der sonst üblichen Liquidität gehandelt. Die alternativen Handelsplattformen benötigen den offiziellen Handelsplatz als „Wirt“ für ihre schnellen Handelsgeschäfte. Ohne tatsächliches Kauf- und Verkaufsinteresse und ohne tatsächliche Preise und Mengen der offiziellen Börse erlischt der Handel auf diesen parasitären Alternativhandelsplätzen. Die leidtragenden dieses „Marktwettbewerbs“ sind die Fondsgesellschaften und Aktiensparer die tatsächliche Geschäfte abwickeln. Aus diesem Grund hat die Capital Group (weltweit 2. Größte Fondsgesellschaft) eine Handelsplattform entwickelt, die Computerhändler ausschließt und nur „echte“ An- und Verkäufer zulässt. So also, wie es Ende der 80er Jahre noch war.